I – Brandbekämpfung in Früheren Jahrhunderten
Für uns ist es selbstverständlich, dass in einem Katastrophenfall die Feuerwehren in kürzester Zeit einsatzfähig zur Stelle sind. So war es aber nicht immer. Die Einrichtung der Institution Feuerwehr geschah erst im vorigen Jahrhundert, wenn es auch schon sehr früh Gesetze, Verordnungen und Vorschriften zur Verhütung und Bekämpfung von Bränden gab.
Vom 13. Jahrhundert an gab es in Deutschland erstmals eine Feuerlöschverordnung, in der die Hilfepflicht der Handwerker mit ihrem jeweiligen Handwerkszeug, geregelt wurde. Das 12. bis 14. Jahrhundert war auch die Zeit der großen Stadtbrände, wenn auch Feuerwachen auf den Kirchtürmen postiert waren.
Von 1616 an wurde durch regelmäßige Feuerbeschau vom Amtsmann des Landgerichts in Begleitung des Ortsvorstehers jedes Anwesen besichtigt und Verstöße gegen die Feuerordnung mit hohen Strafen geahndet.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Lösch- und Rettungstrupps gegründet. In immer mehr Städten und kleineren Orten fanden sich freiwillig Männer zu einer Feuerwehr zusammen. Im allgemeinen standen ihnen Pferdefuhrwerke und handgezogene Löschspritzen zur Verfügung. Jedes Haus musste einen Feuerhaken und einen ledernen Feuerkübel besitzen.
Die 1820 eingeführte Feuer-Assekuranz-Versicherung ermöglichte den Wiederaufbau der niedergebrannten Gebäude.
1850 wütete ein verheerender Brand westlich der Karlsdorfer Strasse. Fünf Anwesen fiehlen ihm zum Opfer, beim Brandl, beim Bauwanger, beim Seidl, beim Kern (Kasparwurm) und beim Alten Wirt. Die Kümmernis-Kapelle in der Nähe von Lutz erinnert heute noch an diese Katastrophe. Eine Tafel mit dem Bildnis des hl. Florian trägt die Inschrift : Es wurde das Dorf Pastetten durch Brand verunglückt am 4. April 1850, wurde aber durch Anrufung und Fürbitte der Heiligen wieder gerettet.
Zur besseren Ausbildung der Löschmanschaften wurden bald nach 1860 im ganzen Land Freiwillige Feuerwehren gegründet. 1866 zählte man in Bayern schon 162 Freiwillige Feuerwehren.
II. Die Feuerwehr seit Gründung 1877
In den 70iger Jahren lagen die Gründungen in unserem Gebiet. Im Bezirk Erding wurden in dieser Zeit 23 Wehren gegründet, so dass er zu Beginn des 20. Jahrhunderts 32 Wehren zählte. Schon am 30.10.1876 liegt ein Plan zum Neubau eines Feuerwehrhauses für Pastetten vor.
Am 08.04.1877 erfolgte in Pastetten die Gründung. Die Gemeinde Pastetten hatte damals eine Einwohnerzahl von 1075 Leuten, darunter 167 Feuerwehrmänner. Noch im gleichen Jahr hören wir auch vom Vorhandensein einer Feuerspritze. Zwei Jahre später wird von einer Standarte berichtet. Am 17.5.1903 trennte sich Reithofen von Pastetten und gründete eine eigene Feuerwehr. Am 04.06.1905 erhielt die neuangeschaffte Fahne die Weihe, zu der der benachbarte Patenverein Buch mit 41 Mann erschien. Nach 50 Jahren nahm die am 14.5.1951 geweihte Fahne ihrem Platz ein. Diesmal durfte Reithofen Patenverein sein.
Aber schon für den 31.05.1987 wird wiederum zu einer Fahnenweihe eingeladen. Diese Fahne stellt mit ihrem Abzeichen die Brücke zur alten Fahne her. Man übernahm von der alten Fahne das Bildnis des hl. Florian und die Abzeichen der Feuerwehr.
Vor einer Fahnenweihe musste nach dem zweiten Weltkrieg das Patenbitten stattfinden. Eine Abordung erschien in Reithofen, musste auf kantigen Holsscheiteln knien, einen Teller voll Brotsuppe mit einigen Extras vor dem Angesicht aller Anwesenden auslöffeln.
Vom 26.6 bis 28.6.1981 wurde ein Feuerwehrfest abgehalten.
III. Das Feuerwehrhaus
Die Feuerwehr brauchte für die Aufbewarung Ihrer Geräte von Anfang an ein Haus. So erstellte der Zimmermeister Huber von Erding am 30.10.1876 einen Plan zum Neubau eines Feuerwehrhauses mit den Grundrissmaßen 8:5,5=44m², der am 30.06.1877 vom Bezirksamt genehmigt wurde.
Im Februar 1877 erstellte der Distrikt-Baumeister Zippelius auf Beschluss der Gemeindeverwaltung einen neuen Plan, der den Bau des Feuerwehrhauses mit einem Armenhaus verband. Die Grundrissfläche für dieses Gebäude betrug 15,5×9,3=144,15m². Für das Feuerwehrhaus waren 46m² vorgesehen. Der Voranschlag lautete auf 14.486,67 Mark. Doch dieser Plan war zu aufwendig und wurde abgelehnt. Das alte Feuerwehrhaus stand an der Hauptstrasse 27 (früher 13). 1933 wurde es durch den Anbau für eine Polizeistation vergrößert. Nachdem in den 60iger Jahren die Polizeistation aufgelöst wurde, übernahm die Gemeinde das Gebäude als Wohnhaus für Gemeindebürger. Als 1976 in der Schulstrasse 9 die Gemeinde einen Bauhof erichtete, baute man zugleich auch ein neues Gerätehaus. Nach weiteren 10 Jahren wurden die räumlichen Verhältnisse für den Bauhof zu klein. So zog die Feuerwehr aus und die Gemeinde erbaute 1985/86 ein neues Gerätehaus am Fröbelweg 6.
IV. Geräte und Fahrzeuge
1877 wird erstmals eine Feuerspritze erwähnt, die 1928 nach Fendsbach gekommen sein soll. 1927 kaufen die drei Gemeinden Pastetten, Buch und Forstern eine Motorspritze Siegerin mit 10 PS und stellen sie bei der zentralgelegenen Feuerwehr Reithofen ab. Die alte Reithofener Spritze soll nach Pastetten gekommen sein. Während des Krieges 1942 erhählt auch Pastetten eine eigene Motorspritze TS 8/8 Rosenbauer. Erst nach der Währungsreform wurde 1951 ein gebrauchter Ford LKW für 800,- DM von Hohenaschau zur Beförderung von Material und Personen gekauft. 1956 wurde er zum Schrottwert einem Eisenhändler übergeben. Im gleichen Jahr(1956) wurde ein Opel Blitz LKW, Baujahr 1947, für 925,-DM von Xaver Daschner von Oberschwillach angeschafft. Zu Beginn des Jahres 1961 wurde für 4000,- DM eine neue Motorspritze gekauft, TS 8/8 Bachert mit VW-Motor. 1976 kam es noch einmal zu einem neuen Gerät LF 8/8 Bachert auf Mercedes LKW, ausgerüstet mit schwerem Atemschutz, Preis 97.000 DM.
Fahrzeug Opel Blitz wird heute noch bei historischen Umzügen als Oldtimer geführt.
V. Aufgaben
Zu den Aufgaben der Feuerwehr gehören in erster Linie Katastropheneinsätze, aber auch Repräsentationspflichten.
Bei Feuersgefahr läuteten alle Glocken. Wer die Spritze zu fahren hatte, musste schleunigst mit seinen Pferden erscheinen. Im Eiltempo ging es dann zur Brandstätte. Mit der Motorisierung hat sich das Pferdegespann erübrigt. Folgende Brände seien erwähnt, bei denen alles bis auf die Feuermauern niederbrannte.
20.09.1926 Pastetten bei Pfeilstätter, 20.03.1927 Taing bei Taillinger, 25.01.1929 Pastetten bei Neuwirt (wegen eingefrorenem Wasser konnte keine der anwesenden Feuerspritzen eingreifen), während des Krieges Einsatz in München nach Fliegerangriffen, 22.09.1961 Reithofen beim Schwaiger, 04.10.1972 Hartbrunn bei Gerlmeier, 06.07.1977 Taing beim Tainger, am 27.05.1979 Pastetten bei Huber Albert, 14.7 und 16.07.1984 Aufräumaktionen nach Hagelkatastrophe in Haar.
Neben der Bekämpfung von Bränden innerhalb wie außerhalb der Gemeinde, die zunächst mit den alten Handspritzen geschah, gehörten alle Katastrophenfälle in ihren Bereich, egal, ob durch Feuer, Wasser, Wind und Hagel verursacht, oder durch den Unfall auf der Straße. Zu den Repräsentationspflichten zählte die Teilnahme an den Fahnenweihen der Umgebung, die Teilnahme an der Fronleihnahmsprozession und den sonstigen örtlichen Feierlichkeiten. Auch jedem Feuerwehrkameraden wurde das letzte Geleit gegeben.
Bei der freiwilligen Feuerwehr Reithofen-Harthofen war man Patenverein, sowohl beim 25jährigen Stiftungsfest 1982 als auch beim 75jährigen Gründungsfest mit Fahnenweihe 1979.
Es fällt auf, dass keine Urkunden zu finden sind, die von der Feier eines 50jährigen Stiftungsfestes von Pastetten berichten. Nach dem 2.Weltkrieg hielt der Feuerwehrverein jedes Jahr eine Christbaumversteigerung ab.
Wahrscheinlich ist der Verein während oder nach dem Krieg wie auch in Reithofen aufgelöst worden.
VI. Liste der Kommandanten
(Wegen der schlechten Quellenlage, Datierungen ungenau.)
- Bachmaier Alois 1904, Hauptstrasse 30, 1930 gestorben
- Zeller Balthasar 1930, Moostrasse 1, 1939 gestorben
- Dötsch Martin 1933, Hauptstrasse 32, 1974 gestorben
- Zollner Simon 1939, Schulstrasse 1, 1975 gestorben
- Bachmaier Josef 1943, Hauptstrasse 20, 1980 gestorben
- Baumann Ludwig 1949, Hauptstrasse 19
- Plieninger Bruno 1955, Birkenstrasse 7, 1955 (tödlich verunglückt)
- Faltlhauser Max 1957, Raiffeisenstrasse 7
- Lanzl Michael 1967, Flurstrasse 9, 2017 gestorben
- Szabo Paul 1979, Birkenstrasse 1, 2018 gestorben
- Lex Josef 1985, Raiffeisenstrasse 6
- Maeß Theo 1997, Am Spielplatz 10
- Lex Peter seit 2013
Am 27.04.1986 wurde auch der Feuerwehrverein wieder ins Leben gerufen. Rehmann Leo wurde dabei zum Vorstand gewählt und die Statuten zum Eintrag ins Register festgesetzt.
VII. Wiedergründung des Feuerwehrvereins
Am 27.04.1986 wurde der Feuwehrverein wieder ins Leben gerufen. 14 Tage später wählte man den Festausschuss unter dem Vorsitz von Leo Rehmann, um das bevorstehende 110jährige Gründungsfest mit Fahnenweihe zu planen.
Dazu wurde eine neue Fahne beschafft, die mit ihrem Abzeichen die Brücke zur alten Fahne herstellt. Man übernahm von der alten Fahne das Bildnis des hl. Florian und die Abzeichen der Feuerwehr. Für das Amt des Patenvereins klopfte man erneut bei den Floriansjüngern der Nachbarortschaften Reithofen und Harthofen an. So wurde im Mai dann fünf Tage lang gefeiert. Auf dem Programm standen ein Seniorennachmittag, eine Leistungsschau der Rettungsdienste, ein Tanzfestival sowie ein Festabend mit einer bekannten Showband. Höhepunkt war dann am Sonntag die Fahnenweihe mit einem großen Festumzug. Zu diesem feierlichen Anlass marschierten 14 Festjungfrauen mit Fahnenmutter Elisabeth Kraft und Fahnenbraut Elfriede Wohlmuth auf, die diesem Ereignis einen würdigen und schmückenden Rahmen gaben.
Man war sich einig, es war ein arbeitsreiches, aber auch schönes gelungenes Fest.
Zum krönenden Abschluss lud man am 14.November 1987 den Patenverein Reithofen-Harthofen ins Gasthaus Zur Post in Pastetten ein, wo man sich bei einem geselligen Abend für den Gode (Paten) mit einem Erinnerungsgeschenk ( geweihter St. Florian ) und einem Sketch bedankte.
Die darauffolgende Zeit war von zahlreichen Vereinsaktivitäten, wie Ausflügen, Maibaumaufstellen oder Kesselfleischessen geprägt. Der 1988 eingeführte Faschingsball wurde 1997 zum letzten Mal veranstaltet. Die in 2001 neu gewählte Vorstandschaft mit Max Faltlhauser jun. als Vorsitzender wurde für das Jahr 2002 ein großes Gründungsfest anlässlich des 125-jährigen Bestehens organisiert. Auf dem Programm standen unter anderem ein Oldtimertreffen, zwei Tanzabende sowie der große Festsonntag mit Umzug durch den Ort. Abgerundet wurde das viertägige Festwochenende mit einem Kesselfleischessen.
In den darauffolgenden Jahren wurden die Aktivitäten etwas reduziert. Aus dem traditionellen Grillfest am Feuerwehrgerätehaus wurde 2006 das Lindenfest auf dem Anwesen von Ludwig Huber.
Im August 2007 wurde dann das 60-jährige Jubiläum des ehemaligen Einsatzfahrzeugs Opel Blitz drei Tage lang ausgiebig gefeiert. Auf dem Programm stand neben einer Discoparty auch ein großer Oldtimerkorso durch das Schwillachtal. Im Jahr 2010 fand dann ein gemeinsamer Schwarz-Weiß-Ball mit den Kameraden der Feuerwehr Reithofen-Harthofen statt. Trotz guter Resonanz wurde die Veranstaltung aber nicht wiederholt. Das Kesselfleischessen findet nach wie vor regelmäßig in den Anfangsmonaten eines Jahres statt. Im Laufe der jeweils dreijährigen Amtszeiten hat sich die Vorstandschaft inzwischen mehrmals verändert und auch ein wenig verjüngt.